Das dürfte jeder kennen, der mit Abgabeterminen zu tun hat. Je weiter der Abgabetermin in der Zukunft liegt, umso gelassener geht man mit der Aufgabe um. Und das allzu oft bis kurz vor dem Abgabetermin. Die stille Diskussion mit dem inneren Schweinehund, oder vor mir aus auch mit dem Engelchen und dem Teufelchen auf der Schulter geht dabei etwa so: „Noch sechs Wochen Zeit, das reicht es, wenn ich nächste Woche damit anfange“, „Noch drei Wochen Zeit, ich fange mal langsam an. Ich komme so gut vorwärts, da kann ich mir noch etwas Zeit lassen“, und schließlich: “Was, morgen ist Abgabetermin aber ich muss noch so viel dafür machen“.
Hut ab für alle, bei denen es nicht so oder so ähnlich abläuft. Gestern Abend hatten wir zu Hause die Heise Endphase bei einem Schulprojekt – eine Familienzeitung. Wochenlang predigt man, sie müsse mal fertig gemacht bzw. wenigstens mal damit angefangen werden. Und gestern kurz vor Torschluss fiel „uns“ dann ein, was noch alles gebraucht wird. Also noch mal in den Garten und ein Bild für das Titelblatt gemacht. Und dann noch dabei geholfen aus einem Verschlag von Word-Dateien ein einheitliches Dokument zu machen. Man hätte so viel aus dem Projekt machen können, aber mangels der Zeit und weil es nicht meins war, ist es nun so, wie es ist. Es wird reichen müssen.
Heute früh habe ich dann die Familienzeitung noch mit einer Ringbindung und einem klaren Deckblatt und einer starken Pappe als Rückseite versehen. Dann kann es morgen in der Schule abgegeben werden. Ein bisschen erstaunt war ich über die mangelnden Kenntnisse bei der Arbeit mit Microsoft Word. Besonders, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass es „Informatikunterricht“ an der Schule gibt. Bitte nicht falsch verstehen, die grundlegende Bedienung von Word ist vorhanden, aber wie man am besten ein umfangreiches Dokument erstellt nicht. Das würde bei so einem Projekt aber schon helfen.
„Das kann ich mir merken“, „Hier muss ich den Code nicht kommentieren“ und „Das finde ich schon wieder“ sind so Sätze, die sich früher oder später rächen. Manchmal kann sich Dinge tatsächlich merken, wie zum Beispiel die Funktionsweise von Quellcode oder einen Termin, den man sich nicht notiert hat. Doch meistens kommt es anders.
Man vergisst es einfach. Manchmal auch schon nach erstaunlich kurzer Zeit. Und dann sitzt man vor dem Quellcode und weiß eben nicht mehr so genau, wie er funktioniert. Da wäre ein geeigneter Kommentar schon super. Oder jemand ruft an und fragt nach wo man bleibt. Dann fällt einem der Termin zwar schnell wieder ein aber das ist dann zu spät.
Neulich zu Feierabend an der Tankstelle. Es ist ungewöhnlich viel los und ich warte einige Meter vor dem Tankplatz auf eine freie Zapfsäule. Einige Kunden sind zum Bezahlen in der Tankstelle. Ich beobachte einen Kurierdienstfahrer. Er sitzt im Auto und schreibt etwas. Ob auf dem Handy oder in ein Fahrtenbuch ist nicht zu sehen. Ich denke mir, dass es ein Fahrtenbuch ist und die Fahrt gleich losgeht. Doch da habe ich mich geirrt. Er steigt nach einigen Minuten aus und fängt jetzt erst an zu tanken. Warum er nicht erst den Tankvorgang gestartet und dann sein Fahrtenbuch geführt hat – ich weiß es nicht. Vermutlich hat er gerne Leerlauf. Aber darum soll es hier nicht gehen
Irgendwann wird ein Platz an einer Säule frei und ich bin an der Reihe. Ich nehme den Zapfhahn aus der Halterung und sehe aus dem Augenwinkel, dass die Anzeige noch nicht auf null gestellt ist. Kein Problem denke ich, gehe kurz in den Schalterraum, mache auf mich aufmerksam und Frage den jungen Mann an der Kasse, ob er die Säule zurücksetzen kann. Vielleicht kann er, er will aber augenscheinlich nicht. Vom Innenraum kann ich die Zapfsäule einsehen und es zeigt sich keine Veränderung. Also stelle ich mich in die kurze Warteschlange. Als ich an der Reihe bin, schaut mich der junge Mann ratlos an. Das kann doch nicht… Vielleicht leidet er an Gedächtnisverlust und kann sich nur merken, was am 3. Mai 2005 um 15:00 Uhr passiert ist. Also sage ich ausgewählt freundlich: „Gerne äußere ich noch mal meine Bitte. Ich würde gerne Tanken, an Säule sechs, aber diese ist noch nicht zurückgesetzt“. Er antwortet ausgewählt patzig: „Ich brauche auch mal Zeit, das kann ich nicht zwischendurch machen, wenn ich kassiere.“ Munter schimpft er weiter und die lange Schlange hinter den Zapfsäulen scheint ihn nicht weiter zu interessieren. Entgegen meiner Art erwidere ich mal nichts, verlasse die Tankstelle und starte den Tankvorgang. Denn die Leute hinter mir brauchten auch schon genug Zeit.
Am Wochenende haben wir Holz gemacht. Als wir aus dem Wald bei uns zu Hause ankamen um es zu schneiden holte ich mir Handschuhe aus dem Keller. Dabei bemerkte ich, dass sich mein Transponder vom Schlüsselbund gelöst hatte. Ich kramte ihn aus der Hosentasche und übergab ihn meiner Frau. Später legte ich ihn auf meinen Arbeitsrucksack, damit ich am Montag daran denke, wenn ich zur Arbeit fahre. Das hat auch geklappt – aber leider erst 15 Minuten von zu Hause weg, als ich noch mal meinen Schlüsselbund ansah und mich daran erinnerte. Konnte den Transponder nirgends finden und drehte an der nächsten Abfahrt um. Zu Hause angekommen suchte ich den Transponder und konnte ihn nirgends finden. Er lag lose auf dem Rucksack und konnte nur runtergefallen sein. Doch im Haus keine Spur und so fing ich an, vor der Haustüre danach zu suchen. Und schaute auch noch mal in den Wagen. Da lag er dann auf dem Beifahrersitz. Das hat mich echt überrascht, das ein loses Teil auf dem Rucksack liegen blieb und das obwohl ich Wasserflaschen tausche und den Rucksack auf dem Rücken trug.
Und wenn ihr euch jetzt fragt, warum ich deswegen überhaupt umgedreht habe: ganz einfach, das Ganze war schon um 5:50 Uhr und so früh kann mir niemand an der Arbeit öffnen.
Samstagmorgen beim Bäcker. Vor mir eine Kundin, die für ein Fest 100 vorbestellte Brötchen abholen will. Die Verkäuferin stellt die Kiste auf den Dresen. Sie geht zu ihrem Kollegen an der Kasse und meint: „So große Beträge kann unsere Kasse nicht“. Ratlos schauen die Kundin und ich uns an. Der Kollege fragt: „Was, denn? Hundert Brötchen kosten 30 €“. Darauf sie: „Ab hundert Brötchen kostet das Brötchen nur 28 Cent“, und setzt ihren Weg zum Taschenrechner fort. Darauf rechnet die Kundin blitzschnell aus: „Dann sind es 28 €“. Höhere Mathematik ist das ja wirklich nicht, das alles passt aber zur Beobachtung, dass immer mehr junge Leute Schwierigkeiten mit Mathematik haben. Besonders eng wird es, wenn es um Abschätzungen geht, wobei hier ja eine klare Aufgabe vorlag.
Ins Bild passte dann auch, dass sie bei Meiner Bestellung: „Zwölf Brötchen, acht normale und vier Mehrkorn“ beim Abzählen der normalen Brötchen irgendwann bei 11 ankam. Da habe ich sie unterbrochen und sie hat wieder Brötchen rausgezählt…