saigon 53144 1280Symbolbild: Software (pixabay.com)

Für eine Software, die ich schon Jahre (fast Jahrzehnte) betreue, hat ein Kollege ein neues Modul beigesteuert. Mit diesem Modul kann man Störungsmeldungen erfassen. Soweit so unspektakulär. Jetzt kam der Kunde auf die Idee mit diesem Modul die Fehler in der Software selbst zu erfassen. Eine gute Idee, die letztlich auch dazu führte, dass ich mir das Modul näher ansehen durfte. Oder soll ich besser: musste schreiben?

Ich beschäftige mich ein wenig mit der Funktionsweise und einiges ist mir unklar und andere Dinge sind doppelt vorhanden. Ich frage den Kollegen, wie die Arbeitsweise gedacht ist und er kann mir keine Auskunft geben. Er redet um den heißen Brei herum. Und sagt, es wäre historisch gewachsen. Das Totschlagargument in der Softwareentwicklung. Mein Eindruck: Er kennt sein eigenes Modul nicht.

Die Krönung ist die Auswahl einer Stammdatenzuordnung. Hier kann ich eine Auswahlliste öffnen, in der die mir zugeordneten Stammdaten angezeigt werden. Mit einer Checkbox darüber („alle in Liste Anzeigen“) kann ich dann auch alle Stammdaten in die Liste bringen und auswählen. Wer das allerdings bei beinahe 500 Einträgen macht – ich weiß es nicht. Aber das ist noch nicht alles. Hinter der Auswahlliste gibt es noch einen Button mit drei Punkten. Klickt man auf diese Schaltfläche öffnet sich ein Dialog mit dem ich die Stammdaten filtern kann. Standardmäßig werden hier auch alle angezeigt. Das führt die Checkbox ad absurdum.

Interessant war auch die Benennung von bestimmten Stammdaten. In einer Maske ist der Verantwortliche die Person, die das Gerät betreut, für das die Störungsmeldung aufgelaufen ist. An anderer Stelle sind es die Benutzer des Geräts oder der Software. Die Beschriftung an beiden Stellen ist aber „Verantwortlicher“.

Irgendwie kann ich mir nicht helfen, aber genau so scheint damals die Softwarekrise angefangen zu haben. Ohne Planung und Design wird losgelegt und hier und da was angebaut und bei Änderungen bleiben Teile erhalten, die keinen Sinn mehr machen. Und dieses Vorgehen schlägt sich auch im Code nieder. Keine Typdeklarationen, keine sinnvollen Namen. Einrückungen, Klammerungen und Formatierung – my ass! Das Ganze wirkt konzeptionell so durchdacht und ausgeführt wie die Städteplanung in einem Slum. Klar baue doch einfach an deine Hütte an, nimm ruhig das verrostete Blech und wenn der Zug kommt, klappst du deinen Balkon einfach ein. Es ist schon erstaunlich, was heute so von den Universitäten in die Wirtschaft kommt. Irgendwie verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass man so manchen Bachelor nur zum Rosenverteilen bei RTL gebrauchen kann. Natürlich kann ich mich irren.

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