Keine Angst, das wird hier jetzt sicher kein politischer Beitrag und auch kein Beitrag, was man noch sagen darf und was nicht. Es soll hier um was anderes gehen. Ich versuche jeden Tag eine bestimmte Schrittanzahl zu gehen. Wenn ich sie Abend noch nicht erreicht habe, gehe ich noch mal vor die Türe und gehe so lange, bis die Schritte voll sind. Manchmal sind es noch viele Schritte zu gehen, manchmal genügt eine Runde um den Block.
Vor einigen Tagen war Vollmond und der kam auch gar nicht unpassend, musste ich doch noch ziemlich viele Schritte gehen. Der Mond schien so hell, dass ich sogar nachts um halb elf, noch eine Runde im Feld gehen konnte. Das wäre früher undenkbar gewesen, als Kind hätte ich viel zu viel Angst gehabt. Heut mag ich die Stimmung im Dämmerlicht in Feld und Flur. Es ist einfach etwas Besonderes, den Sternenhimmel über sich zu haben, umgeben von der Ruhe der Nacht und den Tag hinter sich zu lassen.
Der Tag fing heute schon wieder super an. Mit den kälteren Temperaturen in der Nacht und der feuchteren Witterung beginnen die Tage an denen morgens Nebel über der Landschaft liegt. Da kommt besonders beim Autofahren viel Freude auf. So auch heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit. Zuerst hatte ich mehrere Autos vor mir, die wegen des Nebels nicht schneller als achtzig fuhren. Allerdings war der Nebel nicht an oder auf der Straße sondern lag, wie für den Fotografen gemacht, abseits der Straße in den Senken und Tälern. Grundsätzlich spricht ja nichts gegen eine vorsichtige und der Witterung angepasste Fahrweise aber das geht in meinen Augen doch ein bisschen weit.
Doch ich hatte einigermaßen Glück und bei der übernächsten Abfahrt bogen die Autos von der Bundesstraße in einen Ort ab. Doch schon wenige Augenblicke später fuhr wieder ein Wagen vor mir. Er hatte eine noch langsamere Geschwindigkeit und zur meiner Freude zusätzlich noch die Nebelschlussleuchten an. Das freut das Auge – besonders, wenn inzwischen kein Hauch von Nebel mehr zu sehen ist. Ich versuche auf mich aufmerksam zu machen, meine Bemühungen quittiert der Fahrer aber mit einer noch langsameren Geschwindigkeit. Wie ein Kaninchen schaue ich immer wieder in die grellroten Lichter und es dauert für mein Empfinden viel zu lange, bis ich endlich überholen kann.
Weil der Tank fast leer ist, fahre ich an die Tankstelle und da begegnet mir der Oberdepp.
Am vergangenen Donnerstag sollte nach wochenlanger Hitze und Trockenheit eine Kaltfront durchziehen. Es waren örtlich heftige Gewitter mit Unwetterpotential angekündigt. Leider hat es einige Orte auch ziemlich erwischt. Bei uns zu Hause fing es auch ziemlich bedrohlich an. Es wurde zunehmend dunkler und ein frischer Wind kam auf. Blitze zuckten in der schnell vorbeiziehenden niedrigen Wolkendecke. Ein Grollen und Tosen war zu hören und wir machten uns auf das Schlimmste gefasst. Die Feuerwehr hatte sogar schon mal vorsorglich einen Krisenstab im Rathaus eingerichtet.
Doch so schnell wie es gekommen war, war der Spuk auch wieder vorbei. Nach wenigen Minuten normalisierte sich alles wieder. Es war kaum Regen gefallen und die Schäden waren überschaubar. Dennoch bekam ich wetterbedingt etwas zu tun: Am Sportplatz waren zwei unterarmdicke Äste von einem Baum auf die Straße gestürzt und unsere Werbebanden waren auf der ganzen Länge umgeweht worden. Dafür war auch ein bisschen die wochenlange Trockenheit, da sich die Erdnägel nicht weit genug in den trockenen und knochenharten Boden treiben ließen.
Nachdem wir alle Banden wieder aufgestellt hatten, band ich jeden einzelnen Ständer an der Barriere fest. Damit sollte alles wetterfest verankert sein und die Banden keinen Ärger mehr machen. Geärgert habe ich mich darüber, dass natürlich alle Banden, wie Marmeladenbrote, auf der Vorderseite gelandet waren und an ihnen trockenes Gras und anderer Schmutz klebte. Da hätte ich mir die Reinigung auch schenken können...
Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen die Sonne, den Sommer und hohe Temperaturen. Allerdings zerrt die aktuelle Hitzewelle auch ein wenig an meinen Nerven. Zum Beispiel, wenn sich wegen der Hitze die Dehnungsfuge auf der Autobahn verflüssigt und ich doppelt so lang wie üblich zur Arbeit brauche. Oder wenn an der Arbeit die Unterarme am Schreibtisch festkleben, die Luft steht und wegen der großen Fensterfront das Gehirn langsam weich gekocht wird. Da ist es schön, wenn man zum Feierabend nach Hause in das kühle Eigenheim kommt und sich bequeme und leichte Kleidung anziehen kann.
Leider kam es gestern aber ganz anders.
An Pfingsten ist, sofern das Wetter mitspielt, bei uns im Wald ein Pfingtfest. So auch in diesem Jahr und wie in jedem Jahr begann es mit einem Gottesdienst an dem ich als Besucher teilnahm. Während der Predigt des Pfarrers merkte ich, dass ich plötzlich viele Nachrichten bekam. Darüber etwas verwundert schaute ich auf meine Smartwatch und las viele Nachrichten in der Art von: „…Du kommst jetzt gleich?“, „… wie wären jetzt alle hier…“ und „…wo bleibst du…“. Ich zückte verstollen mein Handy und schaute unter dem Tisch nach – verdammt, ich hatte einen Termin vergessen.
Ungefähr zur Mitte des Gottesdienstes sollte ich auf dem Sportplatz im Nachbarort sein um ein Gruppenbild unserer Seniorenmannschaft zu machen. Fluchtartig verlies ich den Gottesdienst – im Wald nicht so schlimm und rief den Betreuer an. Es war noch ein bisschen Zeit bis zur Abfahrt zum Auswärtsspiel.
Das Problem nur, dass ich ohne fahrbaren Untersatz und ohne Kamera mitten im Wald war, etwa 2 km von zu Hause weg.